Am HGG steht künftig Chinesisch auf dem Stundenplan


Delegation des Heilig-Geist-Gymnasiums besucht Würselens Partnerstadt Ruichang. Nicht nur touristische Highlights beeindrucken.

Nordkreis. China mit eigenen Augen sehen, dazu hatten jetzt 25 Schüler des Heilig-Geist-Gymnasiums (HGG) die Möglichkeit. Sie machten sich gemeinsam mit ihren Lehrern selbst ein Bild von der Kultur, dem Schulleben und dem Alltag im Reich der Mitte. Die Reise fand im Rahmen der Städtepartnerschaft Würselens mit dem südchinesischen Ruichang statt.
Auch sonntags Unterricht
„Das war nun ein Gegenbesuch“, sagte Maria Foerster, stellvertretende Schulleiterin des HGG. Im vergangenen Jahr waren bereits Schüler und eine offizielle Delegation aus Ruichang in Würselen zu Gast. Nun sah sich eine HGG-Gruppe ihre Partnerschule in Ruichang an. Sie erlebten den Schulalltag, spielten im örtlichen Stadion Fußball gegen ein Schulteam und waren in chinesischen Gastfamilien untergebracht. Dort konnten sich Schüler der siebten und achten Klassen sowie aus der Oberstufe des HGG vergewissern, wie hart man im chinesischen Bildungssystem arbeiten muss. „Die Schüler sind schon voll eingespannt. Sie haben ein sehr großes Lernpensum und oft auch samstags oder sonntags Unterricht“, erklärt Foerster.

Für die meisten chinesischen Schüler war das der erste Kontakt mit Europäern. „Sie haben sehr großes Interesse an den Gegebenheiten bei uns und an uns als Menschen“, sagte Foerster. So haben die Würselener Schüler und Lehrer gemerkt, dass die Offenheit in dem kommunistischen Land wachse. Foerster stellte fest, dass die Menschen ein Gespür dafür entwickeln, sich einer freien und rechtsstaatlichen Gesellschaft anzunähern. „Der Gedanke der Freiheit entwickelt sich weiter – mit oder gegen das Regime“, sagte Foerster.

Zusätzlich zu dem Besuch in der Schule besuchte die HGG-Delegation Peking, die Große Mauer und die Terrakottaarmee. Doch beeindruckt haben weit mehr als nur die touristischen Highlights. Die Reise habe verdeutlicht, dass man in Deutschland in geistig-politischer Hinsicht privilegiert lebe. So lerne man den Wert der Demokratie schätzen, erklärte Foerster. Und das beginne bereits im Kleinen, wenn Lehrer mit Schülern intensiv diskutieren.

Im Sommer Gäste aus China

Ein großer gesellschaftlicher Unterschied zwischen den Ländern sei, dass man in China „nur in der Gemeinschaft“ lebe. Dadurch gebe es weniger Möglichkeiten zur individuellen Entfaltung. Dafür sei der Familienzusammenhalt aber sehr groß. „Die Eltern tun unheimlich viel, damit ihre Kinder auf gute Schulen und gute Unis gehen können. Und das, obwohl es für sie materiell oft sehr schwierig ist“, sagte Foerster. Der Wettbewerb der jungen Chinesen untereinander sei enorm.

Ebenfalls interessant für die Delegation des Heilig-Geist-Gymnasiums war es, die spirituellen Stätten der Daoisten und der Buddhisten zu besuchen. Der Kontakt soll in Zukunft weiter intensiviert werden. Im Sommer wird erneut eine fernöstliche Delegation nach Würselen reisen. Und am HGG soll in Zukunft eine Chinesisch-AG angeboten werden.

Am Ende wurde trotz aller kulturellen, politischen und sprachlichen Hürden doch ein offener Austausch möglich. Bei der Abreise rollten sogar ein paar Tränen bei deutschen und chinesischen Schülern.

Aachener Nachrichten 8.5.2012 Daniel Gerhards